Ricos geheimes Leben als Escort-Mann

München - Im Zuge unserer Rotlichtserie stellen wir Ihnen diesmal Rico vor. Seit rund zehn Jahren arbeitet der der 38-jährige Kaufmann nebenher als Escort-Begleiter.
180 Bordelle und Sex-Wohnungen, neun Straßenstriche, 2800 Huren und die höchsten Preise der Republik: Das Münchner Sex-Gewerbe boomt. Da bleiben Probleme nicht aus: Menschenhandel, Ausbeutung und Prostitution im Sperrbezirk sind nur einige davon. Die Große Koalition plant eine Gesetzesreform und will Freier von Zwangsprostituierten bestrafen. Aber wie läuft das Geschäft mit der Lust wirklich? In einer tz-Serie in sieben Teilen knipsen wir im Rotlichtmilieu der Landeshauptstadt das Licht an. Wir sprechen mit Prostituierten, Puffbetreibern, Freiern, Polizisten und Hilfsorganisationen.
Rico: "Zwei Stunden mit mir kosten 400 Euro"
tz.de als App:
merkur-online.de als App:
Schicker Anzug, trainierter Körper, nettes Lächeln – ein Mann wie Rico (38) kommt bei Frauen an. Seit rund sieben Jahren arbeitet der Kaufmann nebenher als Escort-Begleiter bei www.Escortservice4Ladies.de. Zwei bis drei Mal im Monat buchen ihn Frauen – und zahlen hunderte Euro für ein paar Stunden mit ihm. Auf Fotos im Internet posiert Rico halbnackt. Aber: Chef und Familie wissen nichts davon, nur zwei Freunde hat er eingeweiht. In der tz spricht er offen. Sein geheimes Leben:
Meine Frauen: Meine Kundinnen sind im Durchschnitt etwa 40 Jahre alt – sie arbeiten als Ärztin, Schauspielerin und Bankerin. Viele sind selbstständig in der Gastronomie. Das sind Frauen, deren Leben oft finanziell in trockenen Tüchern ist. Sie sind bekannt oder tragen hohe geschäftliche Verantwortung. Sie können also nicht einfach in einen Club gehen und Männer aufreißen. Einige stehen in Beziehungen. Mit Liebhabern wollen sie nicht gesehen werden. Das ist schlecht für ihren Ruf oder ihr Geschäft. Oft fehlt ihnen auch die Zeit, jemand kennenzulernen. Die Zeit mit mir ist für sie wie Urlaub im Kopf – sie gönnen sich einen Luxus.
Warum sie mich buchen: Ich verstehe mich nicht als Callboy, sondern als exklusiver Escort-Begleiter. Die Treffen haben großes Niveau. Wir gehen schick Essen oder zum Tanzen, führen interessante Gespräche, schlafen in guten Hotels. Die Frauen erwarten das für ihr Geld. Zum Sex kommt es bei etwas mehr als jeder zweiten Buchung. Oft machen wir auch Ausflüge oder ich gehe zu Geschäftsessen mit, weil es für die Dame besser aussieht, wenn sie in Begleitung kommt. Nach Trennungen trete ich auch als neuer Freund auf.
Was ich ihnen biete: Ich habe Lebenserfahrung, viel geht über Menschenkenntnis. Selbstbewusstsein ist wichtig – man darf keine Angst haben, Fehler zu machen, das schafft schlechte Atmosphäre. Ich versuche den Frauen viel zu geben, sie zu verwöhnen. Ich genieße es, mich auf sie einzulassen und herauszufinden, was sie wünschen und was ihnen guttut.
Was ich sie koste: Zwei Stunden mit mir kosten 400 Euro, eine ganze Woche 6000 Euro. Ich werde oft als Überraschungs-Geschenk gebucht für Frauen, die vorher nichts wussten. Einige haben mich auch schon in andere Städte einfliegen lassen, für Tagestrips oder Hotelaufenthalte. Paare machen Videos mit mir und heben sich diese für spannende Momente zu zweit auf. Andere wollen den Sex ihrer Partnerschaft erweitern. Im Durchschnitt werde ich vier bis fünf Stunden gebucht.
Andreas Thieme
Lesen Sie auch:
Patricia: Eine Frau für gewisse Stunden
Freier: Ich zahle im Bordell 1000 € im Monat
Hinter den Kulissen in einem Münchner Laufhaus
Prostituierte im Interview: "Mein Job? Aufregend"
Sitten-Chef: Haben das Milieu im Griff
Erotische Massage in München: Drei Frauen erzählen