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DFB-Kapitäns-Frage entschieden - Kießling fehlt bei Training

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Die sportliche Leitung hat sich entschieden © dpa

Frankfurt/Main - Die Kapitäns-Debatte soll nicht länger stören. Löw hat entschieden. An diesem Mittwoch will der DFB-Chefcoach öffentlich alle Schleier lüften.

Die wochenlang schwelende Kapitäns-Frage ist entschieden - künftig soll es nicht nur einen Chef in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft geben. Joachim Löw will die Debatte um die Spielführer-Binde von nun an in den Hintergrund rücken - auch um einen EM-Fehlstart des WM-Dritten zu vermeiden. Mit dem ersten Training am Dienstag, bei dem der Leverkusener Stefan Kießling wegen Rückenproblemen fehlte, stimmte der Bundestrainer sein Personal schon auf den wichtigen Qualifikations-Auftakt in Belgien ein. Für Mittwoch hat er sein Kapitäns-Votum pro Michael Ballack und/oder Philipp Lahm angekündigt.

“Ich weiß, wie es ausgeht“, erklärte Manager Oliver Bierhoff beim Treff des 21-köpfigen Kaders ohne den 98-maligen Nationalspieler Ballack. Vor der Öffentlichkeit wollte Cheftrainer Löw aber zunächst im Frankfurter Teamquartier “Villa Kennedy“ die Akteure über seine Entscheidungen informieren. “Wichtig ist jetzt, dass Jogi mit der Mannschaft spricht, mit dem Mannschaftsrat und den Betroffenen“, sagte Bierhoff vor dem Auftakt in die Qualifikationsrunde zur EM 2012 am Freitag in Brüssel und forderte ein Ende der Diskussionen: “Damit dann auch wieder der Fokus auf dem Spiel liegt.“

Philipp Lahm: Rückblick auf die Traumhochzeit

Vieles deutet auf eine Lösung mit mehreren Führungskräften hin. Sowohl der langjährige “Capitano“ Ballack als auch WM-Kapitän Lahm hatten ihren Anspruch deutlich formuliert. Einen “alleinigen Leitwolf, der durch die Kapitänsbinde bestimmt wird“, werde es nicht mehr geben, verriet der ehemalige DFB-Kapitän Bierhoff bereits vor der Bekanntgabe durch Löw. Der Chefcoach beschäftigte sich derweil mit Fußball: 20 der 21 eingeladenen Spieler waren bei der Übungseinheit auf einem Nebenplatz der Frankfurter Arena dabei.

“Die WM hat gezeigt, dass wir die Verantwortung auf mehrere Schultern übertragen müssen. Man hat auch gesehen, einer allein kann es nicht. Es sind viele Chefs auf dem Platz gefragt“, verdeutlichte Bierhoff die Vorstellungen der sportlichen Leitung. Der Manager verwies explizit auf die neue Generation Spieler, “die eine flache Hierarchie haben“.

Obwohl Löw auf den 33-jährigen Ballack nach dessen langer Verletzungspause aus Fitness-Gründen für die EM-Ausscheidungsspiele gegen Belgien und vier Tage später in Köln gegen Aserbaidschan verzichtet, will der gelassen wirkende Bundestrainer das Tauziehen um die Binde nicht bis zu einer möglichen Rückkehr des Leverkuseners verlängern. “Jetzt werden wir uns auf die beiden Spiele vorbereiten“, unterstrich Löw seine Priorität. Fehlende Konzentration könnte die Gefahr eines EM-Fehlstarts gegen die unbequemen Belgier im Stadion “Roi Baudouin“ von Brüssel erhöhen, zumal Löw bei seinen 17 nominierten WM-Fahrern ohnehin noch Trainingsrückstand sieht.

Ein persönliches Treffen mit Ballack werde es “weder am Dienstag noch am Mittwoch geben“, übermittelte Löw aus dem Teamhotel, in dem er sein Personal auf die “neue Periode“ bis zur EURO 2012 in Polen und der Ukraine einschwört. “Wichtig ist für die junge Mannschaft, dass sie direkt wieder Tritt fast und nicht denkt, die WM geht hier automatisch weiter“, warnte Bierhoff.

Der ehemalige DFB-Spielführer hält die Kapitäns-Debatte wie Löw für “überbewertet“. Torhüter Manuel Neuer sagte dagegen: “Wir sind gespannt. Es ist schon wichtig.“ Schnell schloss der Schalker noch an: “Letztlich ist es aber egal, wer von beiden Spielern Kapitän ist. Jeder von ihnen wird Verantwortung auf dem Platz übernehmen.“ Lahm, der am Dienstag kommentarlos an den Reportern vorbei ging, hatte vor allem mit dem Zeitpunkt seiner verkündeten Ambitionen unmittelbar vor dem verlorenen WM-Halbfinale gegen Spanien für Unverständnis gesorgt.

Bedeutender ist für Neuer, wie Löw die von ihm überraschend wieder eröffnete Torwart-Debatte beendet. “Ich würde mich freuen, wenn ich spielen würde“, erklärte der 24-Jährige zur Nummer-1-Frage, die durch die Rückkehr des Leverkuseners René Adler einen neuen Schub erhält. “Ich weiß nicht, ob sie offen ist“, sagte dazu Neuer und machte damit deutlich, dass er sich nach dem Turnier in Südafrika gegenüber Adler und dem Bremer Tim Wiese im Vorteil sieht.

Ohne Frage gehen die WM-Spieler mit einem Bonus in die neue Etappe. Sami Khedira, dem sein Aufstieg bei der WM nach Ballacks Verletzungs-Ausfall ebenso wie Mesut Özil sogar einen Platz im Starensemble von Real Madrid bescherte, gab sich kämpferisch. “Mich interessiert die Diskussion ziemlich wenig“, erklärte der 23-Jährige, ohne den Namen Ballack zu erwähnen. Seinen Status im Mittelfeld neben Bastian Schweinsteiger will Khedira unbedingt verteidigen: “Ich werde weiter Gas geben, unabhängig davon, welche Spieler dabei sind.“

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